Willkommen, Schatzi!

Wer an Ägypten denkt, verbindet dies mit dem Gedanken an Pharaonen und Pyramiden, an Sonne, Meer und Urlaub. Nicht immer verläuft dieser jedoch in gewohnten Bahnen. Das schier unermüdliche „Willkommen“ unseres Busfahrers beim Transfer zum Hotel handhaben meine Tochter und ich souverän. Dass wir als alleinreisende Frauen Aufmerksamkeit auf uns ziehen und galant als Schwestern tituliert werden, ebenfalls. Weniger jedoch, dass die Ansprache mit „Schatzi“ durch das Personal in unserem Hotel üblich zu sein scheint. Sind wir zu bieder?

Alles Gute kommt von oben

Nicht wirklich, sage ich. Dass wir den von oben auf unserem Mittagsteller gelandeten Vogelmist kurzerhand als der ägyptischen Mythologie zufolge gutes Omen interpretieren, dürfte als humorvoll gelten. Dass wir uns allein mit zwei Beduinen auf Kamelen in die ägyptische Wüste wagen, finde ich beherzt. Einen abendlichen Solotanz auf der Hotelterrasse habe ich ebenfalls hingelegt – ohne mir vorher Mut anzutrinken. Wenn ich tanzen möchte, kann ich das auch so.

Ungewohnt – wenn auch ganz einfach wunderbar – war zudem die mehr als zuvorkommende Behandlung, die uns nach unserem Feedbackgespräch mit der Hotelleitung zuteilwurde. Kleopatra wäre neidisch geworden! „Schatzi“-frei – auch davon hatte ich dem verblüfften Management berichtet – wurden Stühle für uns gerückt, A-la-carte-Menüs über den Haufen geworfen, Kerzen herbeigetragen, kurzum: Jeder Wunsch wurde erfüllt. Lediglich die „hot water bottle“ sorgte für Befremden, denn selbige scheint in Ägypten zur Linderung von Magenkrämpfen unbekannt. Umgesetzt wurde meine Bitte dennoch – sehr zum Erstaunen meiner Tochter, der das Zimmerpersonal eine große, mit kochendem Wasser befüllte Mineralwasserflasche aushändigte.

Bye-bye, Egypt!

So herzlich uns Ägypten willkommen geheißen hatte, so abrupt entließ es uns nach Hause. Von jetzt auf gleich wurde das Boarding am Flughafen um eine Dreiviertelstunde vorverlegt, der „last call“ erfolgte im

selben Atemzug. Da hieß es: die Beine in die Hand nehmen und den bereits mit einem ungeduldigen „römm, römm“ in den Startlöchern liegenden Busfahrer abfangen, bevor wir lediglich der Staubwolke in Richtung Flieger hinterherblicken. Wir wünschen: As-salāmu ʿalaykum – Friede und ein langes Leben. Und eine Portion Fitness dazu…